Wintertraining mit dem TrackMan – was Sie über die Daten wissen sollten
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Was auch immer es ist – die Art und Weise, wie du deine Geschichte online vermittelst, kann einen gewaltigen Unterschied ausmachen.
Der Winter steht vor der Tür – und damit beginnt für viele Spieler die Zeit des Indoor-Trainings. Immer mehr Spieler haben Zugang zu Hitting Bays mit modernen Flight-Monitoren wie dem TrackMan, Foresight oder einem anderen Gerät. Diese Systeme erfassen Ball- und Schlägerdaten und geben dem Spieler wertvolle Rückmeldungen. Das allein reicht jedoch nicht – man muss die Zahlen auch richtig interpretieren und einordnen können. Nur dann lässt sich das volle Potenzial dieser Technik im Training wirklich ausschöpfen. Ich möchte hier nicht in jedes technische Detail eintauchen, sondern vor allem ein paar grundlegende Zahlen und ihre Bedeutung erklären, damit das Wintertraining effektiver, strukturierter und letztlich sinnvoller wird.
Der TrackMan ist ein sogenanntes Doppelradar-System, das den gesamten Ballflug und gleichzeitig die Bewegung des Schlägers misst. Ein Radar erfasst die Schlägerdaten im Moment des Treffens – also zum Beispiel Eintreffwinkel, Schlägerpfad, Schlagflächenstellung und Geschwindigkeit. Das zweite Radar verfolgt den Ballflug und liefert Daten wie Abflugwinkel, Spin, Launch Direction, Ballgeschwindigkeit und Carry-Distanz. Aus der Kombination beider Messsysteme entsteht ein sehr präzises Bild des Impacts – also des Augenblicks, in dem Energie vom Schläger auf den Ball übertragen wird. Damit lassen sich nicht nur Fehlerquellen im Schwung besser erkennen, sondern auch Zusammenhänge zwischen Bewegung und Ballflug nachvollziehen. Gerade im Wintertraining, wenn man indoor trainiert und den Ballflug oft nur auf dem Monitor sieht, sind diese Zahlen die Grundlage für effektives Technik-Feedback. Indoor verhält sich das Ganze allerdings etwas anders: Da der TrackMan auf Radar-Technologie basiert, kann er den Ballflug in der Halle nicht über die volle Distanz verfolgen. Er misst den Start des Ballflugs und berechnet den restlichen Verlauf anhand physikalischer Modelle. Dadurch kann der Eindruck entstehen, dass Systeme wie der Foresight, die auf Fototechnik mit extrem hoher Bildrate basieren, etwas präzisere Ergebnisse liefern – insbesondere beim Spin. Der TrackMan hat darauf reagiert und spezielle Indoor-Bälle mit Markierungen entwickelt, die das Radar besser erfassen kann. Diese sogenannten „TrackMan RCT-Bälle“ sollte man unbedingt verwenden, um korrekte Spindaten und realistische Ballflüge zu erhalten.
Angle of Attack
Der Angle of Attack beschreibt, in welchem Maß ein Spieler in der Lage ist, Ball und Boden in der richtigen Reihenfolge zu treffen. Bei Eisen ist der AOA in der Regel negativ, das heißt, der Schlägerkopf bewegt sich beim Treffmoment nach unten – der Ball wird also in einer leichten Abwärtsbewegung getroffen. Bei Fairwayhölzern und insbesondere beim Driver, wenn der Ball auf dem Tee liegt, kann der Angle of Attack auch positiv sein. Warum ich den Angle of Attack an erster Stelle nenne, liegt daran, dass der Ball-Boden-Kontakt für erfolgreiches Golfspiel elementar ist. Für mich steht der Angle of Attack daher sogar noch vor der Schlagflächenstellung, wenn es darum geht, konstanter und effizienter zu treffen. Zur Orientierung: Ein Spieler mit einem Eisen 7 sollte idealerweise einen Angle of Attack zwischen –4 und –7 Grad haben. Natürlich hängt der genaue Wert auch von den Zielen und Präferenzen des Spielers ab. Grundsätzlich gilt: Je flacher der Eintreffwinkel, desto mehr Ballgeschwindigkeit, je steiler der Winkel, desto mehr Spin entsteht. Je mehr Länge ein Spieler sucht, desto flacher sollte der Angle of Attack bei einem mittleren Eisen gewählt sein. Und je höher die Schlägerkopfgeschwindigkeit, desto mehr Kontrolle über den Ballflug kann man durch einen etwas steileren Eintreffwinkel erreichen. Beim Driver gilt zwar häufig die Devise, ihn „von hinten unten“ zu treffen – ich persönlich bin jedoch der Meinung, dass sich der optimale Driver-Angle-of-Attack bei etwa 0 Grad bewegt. Der Angle of Attack variiert natürlich je nach Schlägerwahl. Je länger das Eisen – also je weniger Loft vorhanden ist – desto flacher wird der Eintreffwinkel, was auch durch die größere Schaftlänge bedingt ist. Je kürzer das Eisen, etwa im Wedge-Bereich, desto steiler ist der Angle of Attack. Wenn man es auf eine Faustregel herunterbrechen möchte, dann gilt: Der ideale Angle of Attack liegt ungefähr bei „Loft desSchlägers minus zwei Grad“ – also beispielsweise beim Eisen 7 rund –5 Grad und beim Eisen 9 etwa –7 Grad.
Face Angle
Der Face Angle gibt an, in welche Richtung die Schlagfläche während des Treffmoments zeigt. Er ist zu etwa 85 Prozent ausschlaggebend dafür, in welche Richtung der Ball startet, und zählt damit zu den wichtigsten Parametern im gesamten Ballflugmodell. Die Schlagfläche ist dabei immer im Verhältnis zur Ziellinie zu betrachten: Zeigt die Schlagfläche im Treffmoment nach links, ist der Wert negativ – zeigt sie nach rechts, ist der Wert positiv. Dieser Bezug gilt für alle Richtungsdaten, also sämtliche Vektoren, die im TrackMan für Rechtshänder ausgegeben werden. Für Linkshänder gilt das gleiche Prinzip, die Werte sind lediglich umgekehrt zu lesen. Der Face Angle kann jedoch nicht isoliert betrachtet werden, sondern ist – was den Ballflug betrifft – immer ein Zusammenspiel aus Club Path, Angle of Attack und vielen weiteren Werten. Eine Schlagfläche gilt als geschlossen, wenn sie in Relation zum Schaft nach links zeigt – das heißt, wenn die Schlägerspitze leicht vor der Hacke liegt. Als offen bezeichnet man eine Schlagfläche, wenn sie in Relation zum Schaft nach rechts zeigt, also die Spitze hinter der Hacke steht. Wichtig ist dabei immer, dass diese Beurteilung in Relation zur Zielrichtung erfolgt.
Club Path
Der Club Path beschreibt die Bewegungsrichtung des Schlägerkopfs im Treffmoment – also, ob der Schläger von innen, neutral oder von außen durch den Ball schwingt. Ist der Club Path positiv, bewegt sich der Schläger in Relation zur Ziellinie von innen nach außen. Ist der Club Path negativ, verläuft die Bewegung von außen nach innen durch den Ball. Würde man der Anatomie des Körpers folgen und Golf als Bewegung auf einer kreisförmigen Bahn betrachten, dann würde sich der Schläger von innen nach innen um den Körper bewegen. In diesem Fall wäre der Club Path positiv, während die Swing Direction gleichzeitig negativ wäre. Dies ist natürlich nur ein Modell und die meisten erfolgreichen Spieler neigen dazu, im Club Path eine klare Tendenz zu haben. Ist die Tendenz immer gegen null also relativ gering ob man von außen oder von innen kommt dann ist auch die Bandbreite für Fehler geringer. Soll heißen hat man eine klare Tendenz im Path dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Ballflug der gewünschten Kurve entspricht, deutlich höher. Es gibt nichts Schlimmeres als die gewünschte Kurve komplett zu missen. Ich möchte das anhand eines Beispiels klarmachen.
Jack Nicklaus – das Vorbild
Jack Nicklaus war nicht nur der erfolgreichste Golfer aller Zeiten, sondern vermutlich auch einer der klügsten. Schon lange bevor es Geräte wie den TrackMan gab, verstand er, welchen Einfluss die Parameter seines Schwungs auf den Ballflug haben. Er war dafür bekannt, wann immer es möglich war, einen Fade – also eine deutliche Links-Rechts-Kurve – zu spielen. Und das nicht nur subtil: Jack Nicklaus schlug teils sehr ausgeprägte Fades, die viele Golfer heute wohl schon als Slice bezeichnen würden.
Warum das ein Vorteil war, wird klar, wenn man sich seine Denkweise vor Augen führt. Nehmen wir an, wir sind Jack Nicklaus und schlagen auf ein Grün: Er zielte bewusst auf die linke Grünseite, oft bis ganz an den Rand. Fadete der Ball nur leicht, blieb er links am Grün. Fadete etwas stärker, landete er in der Mitte. Überfadete er, lag er rechts von der Fahne. Und selbst wenn er den Ball fast slicte, blieb er meist noch rechts am Grün. Dieses Beispiel verdeutlicht das Prinzip: Selbst Fehlschläge erzeugen Birdie-Putts.
Wer dagegen in die Mitte des Grüns zielt, ohne eine klare Flugtendenz zu haben – mal Draw, mal Fade –, begibt sich schnell auf einen Ritt auf Messers Schneide. Ich bin daher ein Verfechter deutlicher Kurven, weil sie mehr Fehlertoleranz bieten – sowohl spielerisch als auch technisch.
Zahlenmäßig betrachtet: Wenn ein Spieler wie Jack Nicklaus einen Club Path von etwa –6 Grad im Schnitt erzeugt, kann seine Schlagfläche zwischen –1 und –5 Grad geschlossen sein, und der Ball wird dennoch die gewünschte Kurve fliegen. Man erkennt also ein stabiles Shot Pattern – manche Bälle kurven etwas mehr, manche etwas weniger, aber alle folgen derselben Logik. Hat man dagegen nur einen Club Path von –2 Grad, bleibt praktisch nur eine einzige Schlagflächenposition – etwa –1 Grad –, um den Ball ins Ziel zu bringen. Schon kleine Abweichungen würden deutlich aus der Richtung fliegen.
Face-to-Path
Die Flugkurve eines Golfballs entsteht im Wesentlichen durch das Zusammenspiel von Face Angle und Club Path. Der daraus abgeleitete Wert Face-to-Path beschreibt die Schlagfläche nicht in Relation zur Ziellinie, sondern in Relation zur Schwungrichtung. Ist Face-to-Path negativ, dreht der Ball nach links – also ein Draw oder bei extremeren Werten ein Hook. Ist Face-to-Path positiv, dreht der Ball nach rechts – also ein Fade oder gegebenenfalls ein Slice. Durch die Stellung der Schlagfläche in Relation zur Schwungrichtung entsteht Sidespin – oder genauer gesagt: eine gekippte Spinnachse. Der Ball hat immer Backspin, auch beim Driver – Topspin gibt es im Golf nicht. Die Flugkurve entsteht ausschließlich durch die Neigung dieser Backspinnachse. Eine Schlagfläche, die sich in der Abwärtsbewegung befindet (negativer AOA), bewegt sich von innen nach außen und bleibt tendenziell offen. Ein positiver AOA hingegen bedeutet, dass der Schläger nach dem tiefsten Punkt des Schwungbogens nach oben arbeitet, sich also nach oben links bewegt und schließt. Das ist einer der Gründe, warum ich kein großer Fan von extrem positiven Angle-of-Attack-Werten beim Driver bin.
The Draw
Angenommen, wir wollen den perfekten Draw schlagen. Dafür brauchen wir einen positiven Club Path – der Schläger muss sich also von innen nach außen durch den Ball bewegen. Nehmen wir einen Beispielwert von +6 Grad. Damit der Ball die gewünschte Spinnachse bekommt, benötigen wir eine Schlagfläche, die in Relation zur Ziellinie geöffnet, aber in Relation zum Club Path geschlossen ist – etwa +4 Grad. So startet der Ball leicht rechts und kurvt dann zurück zum Ziel. Die Schlagfläche hat etwa 85 Prozent Einfluss auf die Startrichtung des Balls. Wenn man sich das bildlich vorstellen möchte, kann man Tour-Sticks verwenden: Einer zeigt die Ziellinie an, der andere die Schwungrichtung. Dazwischen entsteht ein „Pizzastück“ oder Delta. Die Schlagfläche sollte innerhalb dieses Winkels zeigen – das bestimmt die Stärke der Kurve. Alles, was innerhalb dieser beiden Stäbe liegt, ist im Prinzip ein Draw.
Impact Location
Ein sehr interessanter Wert – vor allem aus Trainersicht – ist die Impact Location, also wo der Ball auf der Schlagfläche getroffen wird. Diese Information wird sowohl horizontal als auch vertikal angezeigt und kann zusätzlich als grafische Darstellung abgerufen werden. Wichtig ist, das richtige Eisen im TrackMan einzustellen. Schlägt man ein Eisen 6, sollte man auch Eisen 6 anwählen. So weiß das System, welchen Schläger man verwendet hat, und kann die Treffpunktdarstellung korrekt berechnen. Wählt man in der Auswertung alle Schläge einer Schlägergruppe (z. B. Eisen 6), erzeugt der TrackMan eine sogenannte Hot Zone. Diese zeigt, wo sich der durchschnittliche Treffpunkt über mehrere Schläge hinweg befindet – eine extrem wertvolle Information für konstante Ballkontakte.
Low Point Distance
Die Low Point Distance zeigt an, wo sich der tiefste Punkt des Schwungbogens befindet – in konkreten Zentimeterwerten. Auf der Tour wird ein Eisen 7 im Durchschnitt mit einem AOA von –5 bis –6 Grad und einer Low Point Distance von etwa 12,5 cm A (after the ball) geschlagen. Das A steht für „nach dem Ball“, also liegt der tiefste Punkt hinter dem Ballkontakt. Das B (before) markiert, dass der tiefste Punkt vor dem Ball liegt. Beim Driver ist der Low Point Distance-Wert meist ein B, weil der Ball leicht in der Aufwärtsbewegung getroffen wird. Ideal ist ein Low Point um 0 cm – der Ball wird genau am tiefsten Punkt getroffen. Je weiter der Low Point nach vorne wandert, desto weniger Loft hat das Eisen im Treffmoment, desto flacher der Ballflug. Wird der Low Point instabil (1–3 cm um den Ball herum), wird es ein Ritt auf Messers Schneide: Ob man den Ball sauber in der Abwärtsbewegung komprimiert oder beim Driver bei 0 optimal trifft, hängt entscheidend davon ab.
Swing Direction
Die Swing Direction ist das Pendant zum Club Path und steht in engem Zusammenhang mit diesem. Würde man auf einer perfekten Kreisbahn um den Körper schwingen und das Körperzentrum ruhig halten, würde der Schläger sich von innen nach innen bewegen – vorausgesetzt, der Ball wird bei einem AOA von ±0 getroffen. Die Swing Direction beschreibt, wohin der Schläger nach dem Treffmoment schwingt. Ist sie positiv, bewegt sich der Schläger nach rechts; ist sie negativ, schwingt er nach links. Spieler mit Socket-Problemen haben oft eine zu weit nach rechts gerichtete Swing Direction und treffen den Ball an der Hacke. Spieler mit Spitzentreffern zeigen meist eine Swing Direction, die nach links weist. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber zur Orientierung eignet sich dieser Zusammenhang sehr gut. Die Swing Direction ist entscheidend dafür, ob der Ball sauber in der Mitte getroffen wird. Ich beobachte diesen Wert während des Trainings ständig, um sicherzustellen, dass sich der Schläger nach dem Treffmoment auf einer kontrollierten Kreisbahn bewegt. Wird eine stark positive Swing Direction mit einem Club Path kombiniert, der ebenfalls stark von innen kommt, bewegt sich der Schläger sehr weit nach rechts. Der tiefste Punkt verschiebt sich dadurch nach hinten, was Kontaktprobleme erzeugt – der AOA wird flacher, die Kompression geringer. Bei hohen Werten (+9 bis +11 Grad) schwingt der Schläger extrem nach rechts, was zu massiven Richtungsproblemen führen kann. Die Swing Direction liefert damit direktes Feedback über Kontakt, Ballflug und Schwungkonstanz.
Fazit
Natürlich wirkt das alles auf den ersten Blick sehr komplex. Doch sobald man sich ein wenig damit beschäftigt, werden die Zusammenhänge schnell klarer. Was ich jedem Spieler nur empfehlen kann, ist, sich einfach einmal in eine Hitting Bay mit einem TrackMan zu stellen und bewusst zu versuchen, diese Werte aktiv zu beeinflussen. Wie fühlt es sich an, wenn die Schlagfläche stark geschlossen ist? Wie fühlt es sich an, wenn sie sehr offen ist? Ein solches differenziertes Training – oder besser gesagt, differenziertes Lernen – hilft dabei, nicht nur „die perfekte Bewegung“ einzuüben, sondern auch die Extrembereiche eines Spektrums kennenzulernen. Nur wer weiß, wie sich „zu viel“ oder „zu wenig“ anfühlt, kann die Mitte wirklich kontrollieren. Wie erzeuge ich viel Angle of Attack? Wie erzeuge ich wenig? Wie verändert sich mein Ballflug, wenn ich den Club Path oder den Face Angle gezielt beeinflusse? Das sind die Fragen, die im Wintertraining enorme Lernfortschritte ermöglichen. Gerade die modernen Launch-Monitore bieten eine großartige Gelegenheit, sich im Winter technisch weiterzuentwickeln, um sich im Sommer stärker auf das eigentliche Spiel, das kurze Spiel, das Putten und das Scoring zu konzentrieren. Wenn Sie dabei Unterstützung möchten oder Lust haben, einmal in meinem Indoor-Studio vorbeizuschauen, melden Sie sich gerne bei mir. Ich wünsche viel Spaß beim Training – und alles Gute,
Jonas